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Trennung und Scheidung – und die Kinder?

Entweder auf Veranlassung des Familiengerichts über die „Gerichtsnahe Beratung“ oder auch aus eigenem Antrieb kommen Eltern an die Beratungsstelle, die im Trennungsprozess Unterstützung suchen. Manche Familien haben schon eine gute Lösung gefunden, die aber an neue Gegebenheiten angepasst werden muss, wenn beispielsweise ein neuer Partner ins Spiel kommt, bei einem Umzug oder beim Schuleintritt. Andere sehen keine andere Möglichkeit, mit der Situation umzugehen als die, die sie und die Kinder in eine Sackgasse gebracht hat und den Streit zuspitzt, statt ihn zu entschärfen. Dabei sehen beide die Ursache der Eskalation beim ehemaligen Partner: durch sein Verhalten seien sie „gezwungen“, in einer bestimmten Weise zu reagieren. - Unter vielen Konstellationen einige zur Illustration:

Monja, 3 Jahre alt, lebt nach der Trennung ihrer Eltern bei der Mutter. Alle 14 Tage verbringt sie das Wochenende beim Vater und dessen Eltern. Der Vater holt darüber hinaus einmal in der Woche seine Tochter am Nachmittag für drei Stunden ab und ist die erste Ansprechadresse der Mutter, wenn sie eine Betreuung für Monja braucht.
Julius und Maximilian, 11 und 15 Jahre alt, sind nach dem Auszug der Mutter mit dem Vater im gemeinsamen Haus der Familie geblieben. Der Vater versorgt die Kinder mit Unterstützung seiner Mutter. Er  leidet sehr unter der Trennung.  Die Kinder lehnen Kontakte zur Mutter  ab.

Inga und Britta, 9 und 7 Jahre alt, sind mit der Mutter in ein anderes Haus gezogen.  Die Mutter wirft dem Vater seine neue Beziehung vor und dass er sich in der Vergangenheit nicht um seine Kinder gekümmert habe. Besuche beim Vater kommen nur zu Stande, wenn die Mutter ihre Nachtdienste in der Klinik nicht anders bestreiten kann;  seine ältere Tochter erlebt der Vater als sehr reserviert.


Linus, 4 Jahre alt, hat in den ersten drei Lebensjahren zu beiden Eltern einen sehr engen Kontakt gehabt. Nach ihrer Trennung versuchen die Eltern, ihm diese Beziehungen zu erhalten, indem sie sich für das sog. „Pendelmodell“ entscheiden,  eine Betreuungsform, in der das Kind von beiden Eltern im gleichen zeitlichen  Umfang versorgt wird.
Die Eltern von Lisa und Robin, 9 und 11 Jahre alt, leben nach ihrer Scheidung 300 km voneinander entfernt. Das macht regelmäßige Besuche schwierig, aber die Mutter, bei der die Kinder leben, unterstützt den Kontakt der Kinder mit dem Vater am Telefon und freut sich, wenn sie das Zusammensein mit dem Vater in den Ferien genießen.
Nach der Trennung ihrer Eltern lebten Sandra und Steffen, 16 und 11 Jahre alt, zunächst beim Vater  und wollten von der Mutter nichts wissen. Nach einigen Besuchen bei ihr änderten sie ihre Meinung, kamen nach einem Wochenendbesuch nicht zum Vater zurück und haben inzwischen mit ihm und seiner Familie den Kontakt abgebrochen. Der Vater hat resigniert.
Marvins Eltern hatten bei jedem Besuchskontakt solche Streitereien, dass sie einen neutralen Ort für die Übergabe bei Besuchen ausgemacht haben.  Jetzt wartet Marvin, 5 Jahre alt, alle 14 Tage freitags und sonntags abends um 19:00 Uhr an der Esso-Tankstelle,  dass er von Mutter oder Vater wieder „eingesammelt“ wird.
Unterschiedliche Familien suchen auch nach einer Trennung unterschiedliche Lösungen. Es wird bei den geschilderten Beispielen deutlich, dass nicht in jedem Fall die Interessen der Kinder gut berücksichtigt wurden. Jeder Lösungsversuch zeigt auf, wo die Erwachsenen in ihrer Auseinandersetzung stehen. Oft sind gerade anfangs die Eltern noch so in ihren Konflikt verstrickt, dass sie nicht in der Lage sind, sich so zu einigen, dass die Kinder ohne schlechtes Gewissen oder ohne belastende äußere Umstände beim Abholen und Bringen zu beiden Elternteilen eine unbeschwerte und liebevolle Beziehung aufrecht  erhalten können. Die Kinder fühlen sich aufgerufen, für einen von beiden Partei zu ergreifen, ihn zu schonen, ihn zu belügen oder auch ihn zu bestrafen.


Neben dem Verständnis dafür, dass Gefühle von Wut und Enttäuschung bei einer Trennung normal sind und dass es Zeit und Geduld braucht, eine andere Art der Kommunikation  miteinander  – nicht mehr als Paar, sondern als Eltern – zu entwickeln, ist es wichtig, die Kinder wieder in den Blick zu bekommen und wieder fähig zu werden, als Erwachsene die eigenen Emotionen zurückzustellen. Dazu kann es hilfreich sein, die Kinder, je nach Alter und Situation, in die Gespräche einzubeziehen.   Wenn die Anliegen aller Beteiligten geäußert und gehört werden können, kann es gelingen, eine Situation aufzubrechen, in der sich jeder  im „Zugzwang“ sieht  und meint, nur in einer bestimmten Weise handeln oder reagieren zu können und es können sich wieder Handlungsspielräume eröffnen und neue Ideen für eine Lösung  finden, die jedem Familienmitglied gerecht wird.