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Patchworkfamilien – Neuanfang nach Trennung und Scheidung

Der Anfang einer Beziehung auf dem Boden des Endes einer anderen hat eine ganz besondere Qualität. Eine zweite Partnerschaft entsteht meist unter schwierigeren Umständen als die erste, erfordert viel Mut und Optimismus. Auch wenn die Scheidungsrate in den letzten Jahren leicht rückläufig ist (2007 ca. 187.000 Scheidungen), steigt die Anzahl der Stieffamilien kontinuierlich an. Jede sechste Familie ist eine „Patchworkfamilie“, eine zusammengesetzte Stieffamilie, d.h. ein Paar mit Kind(ern) aus vorheriger oder vorherigen Beziehung(en), zum Teil auch mit gemeinsamen Kindern.

Würde man die klassische Ursprungsfamilie mit einem Menü vergleichen, wäre die Patchworkfamilie ein Büffet: ähnliche „Zutaten“, doch ein Vielfaches an Kombinationsmöglichkeiten. Den Betroffenen bieten sich neue Erfahrungsbereiche  und  Entwicklungschancen, dafür steigen die  Anforderungen an die Alltagskompetenz.  Patchworkfamilien kommen zunehmend als potentielle Klienten der Beratungsstellen in den Blick.

Mit welchen besonderen Konstellationen und Problemfeldern  sind  Patchworkfamilien konfrontiert?

Altlasten: Die Trennung vom Expartner ist oft noch nicht „verdaut“, Schuldgefühle, Wut und Kränkung schwelen noch, während der Kontakt wegen der gemeinsamen Kindern doch irgendwie gestaltet werden muss. Wenn Alleinerziehende wieder eine feste Partnerschaft eingehen, verschlechtert sich häufig der Kontakt der Kinder zum außerhalb lebenden Elternteil. Fast ein Drittel aller Stiefkinder hat keinen Kontakt zum leiblichen Vater.

Einbuße an Ressourcen: Nicht selten gibt es finanzielle Engpässe (reduzierte Arbeitszeit wegen Kinderbetreuung, zu wenig Unterhalt etc.). Durch Mehrfachverantwortung in Kindererziehung, Beruf und Haushalt ist die Zeit ein knappes Gut. Patchworkpaare lernen sich oft unter komplizierten Rahmenbedingungen kennen und haben dann keine unbeschwerte Anfangsphase.

Rollenkonflikte: Patchwork Eltern sind zugleich Vater oder Mutter von leiblichen Kindern und Stiefvater oder -mutter von Kindern des neuen Partners. Ihre Anstrengungen, allen gerecht zu werden, können Stiefkinder nicht entsprechend würdigen, wenn sie in der Loyalität zum leiblichen Elternteil stehen und die neue Beziehung aufgrund der fehlenden gemeinsamen Geschichte noch keine Vertrauensbasis gefunden hat. Auch die Rollen auf Geschwisterebene erfahren Veränderungen, Privilegien müssen eventuell aufgegeben, neue Verantwortlichkeiten übernommen werden.

Umfeld: Das Eingehen einer neuen Partnerschaft ist häufig mit Ortswechsel, eventuell beengteren Wohnverhältnissen, weiteren Wegen zur Arbeit oder Schule etc. verbunden.

Der Kontakt zu Freunden und Verwandten muss neu organisiert werden. Es kommt auch zu Brüchen und Verlusten. Neues aufzubauen, braucht Zeit.

Familiendynamik: Durch den sprunghaften Anstieg der Anzahl der Familienmitglieder wächst das Konfliktpotential. Die Beziehungsgestaltung in der neuen Familie muss erst entwickelt werden. Viel Kompetenz ist nötig, um das Zusammenleben zu organisieren und zu strukturieren. Wochenende, Feiertage und Ferien sind oft kritische Zeiten, wenn es mit der Besuchsregelung nicht gut klappt oder durch die Bildung von sekundären Stieffamilien (wenn auch die Expartner wieder Beziehungen eingehen) weitere Komplikationen entstehen. Wenn Eltern und Angehörige des Paares den neuen Partner zunächst nicht  akzeptieren, ist Geduld und Feingefühl gefragt.

Erfolgsdruck: Die Paare wünschen sich sehr, dass ihre Partnerschaft diesmal gelingen möge und  haben Angst davor, sich und den Kindern eine weitere schmerzhafte Trennung zuzumuten.