Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Jeder hat Anrecht auf Gottes Wort“

50 Jahre Gehörlosenseelsorge im Bistum Würzburg – Festakt am 6. Mai im CCW und Festgottesdienst mit Weihbischof Helmut Bauer am 7. Mai

Würzburg (POW) Am Samstag, 6. Mai, beginnen im Congress Centrum Würzburg (CCW) die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der „Gemeinschaft Sankt Kilian der katholischen Hörgeschädigten“. Seit ihrer Gründung im Jahr 1956 bietet sie im Bistum Würzburg gehörlosen Menschen die Möglichkeit, gemeinsam ihre Probleme zu meistern. Diakon Werner Steinle, seit 2003 Hörgeschädigtenseelsorger des Bistums Würzburg, weiß, wie wichtig die Gründung war: „Das Risiko für Gehörlose, sich isoliert zu fühlen, ist hoch“, sagt Steinle. Um dem entgegenzuwirken, seien in Unterfranken ungefähr 80 Prozent aller Gehörlosen in Gruppen organisiert, von denen die Seelsorgegemeinschaft eine ist.

Sie organisiert unter anderem Gottesdienste in Würzburg, Schweinfurt, Marktheidenfeld, Aschaffenburg und Bad Neustadt. Diese werden speziell für die Ansprüche der Gehörlosen gestaltet. „Ein Gehörloser kann einem normalen Gottesdienst nur schwer folgen“, erklärt Steinle. Das Sprachtempo und die fehlende Gebärdensprache machten das Verstehen nahezu unmöglich. Das Evangelium auch den Gehörlosen zu verkünden, sieht der Diakon als seelsorgliche Pflicht an. „Jeder hat das Anrecht auf Gottes Wort.“

Bei einer Messe für Gehörlose werde das Evangelium bei Bedarf sprachlich vereinfacht, damit es später auf drei Wegen den Besuchern dargestellt werden kann: Zum einen in Gebärdensprache, zum Mitlesen auf einer Leinwand und zuletzt für Träger von Gehörgeräten durch Übertragung per Induktionsschleifen. Ansonsten gebe es kaum einen Unterschied zu einem „gewöhnlichen“ Gottesdienst: „Wenn die Predigt mal zu lange ist, kann es auch passieren, dass sich zwei Gottesdienstbesucher in Gebärdensprache über ihren Garten unterhalten“, sagt Steinle. Fester Bestandteil aller Gottesdienste ist die Begegnung im Anschluss, bei einem Kaffee oder einem Glas Wein.

Die Akzeptanz von Gehörlosen in der Gesellschaft sei heute sehr gut, erklärt der Hörgeschädigtenseelsorger. „Was mich aber immer noch ärgert, ist, dass Betroffene wegen ihrer fehlenden Ausdrucksweise oft als geistig zurückgeblieben abgestempelt werden. Gehörlose können alles, außer Hören.“ Während Ertaubte oder Gehörlose meist sehr gut mit ihrem Schicksal zurechtkämen, haderten Schwerhörige oft lange damit. „Sie müssen erst akzeptieren lernen, dass sie ein Hörproblem haben.“

Von rund 800 Gehörlosen in Unterfranken haben sich 150 eingeschriebene Mitglieder in der Gemeinschaft Sankt Kilian gefunden, die dem Dachverband der katholischen Gehörlosen Deutschlands angehört. Für die Zukunft des Vereins erwartet Steinle allerdings auch Veränderungen: Es gibt immer weniger Gehörlose, da durch Früherkennung und medizinischen Fortschritt meist Gehörlosigkeit verhindert werden kann.

Das 50. Jubiläum des Vereins findet zusammen mit dem bayerischen Verbandstag in Würzburg statt, so dass 750 Gehörlose aus dem Freistaat zusammenkommen, um mit dem Würzburger Verein zu feiern. Das Programm beginnt am Samstag, 6. Mai, um 15 Uhr, und bietet im CCW unter anderem Fotos aus der 50-jährigen Geschichte des Vereins, einen Film, Fachvorträge rund um das Thema Hören und Informationsstände. Weiter wird das Eine-Welt-Projekt vorgestellt, das die Gemeinschaft Sankt Kilian finanziell mitträgt: eine Gehörlosenschule in Uganda.

Am Sonntag, 7. Mai, feiert Weihbischof Helmut Bauer um 10 Uhr in der Pfarrkirche Sankt Josef im Würzburger Stadtteil Grombühl einen Festgottesdienst. Als ehemaliger Leiter der Sonderseelsorge kennt er die Situation der Gehörlosen besonders gut.

(1806/0658)