Wie beginnen und beschließen Sie Ihren Tag? Abgesehen vom Klingelton des Weckers und dem Geschmack der Zahnpasta meine ich. Mit wie vielen Einzelheiten sind wir am Beginn und auch am Abend beschäftigt vom gesunden Frühstück am Morgen bis zur Zahnpflege am besten noch mit Zahnseide am Abend. Wozu da noch beten? Gott nimmt uns doch nichts davon ab.
Wer so denkt, der vergisst, dass es viel ausmacht, mit welcher Einstellung wir die vielen täglichen Routine-Handgriffe ausüben. Muss alles perfekt sein? Wie schlimm ist es, wenn ich etwas nur mittelmäßig oder halb geschafft habe? Lohnen sich meine kleinen Handgriffe überhaupt angesichts der großen Probleme unserer Zeit? Wie viele Menschen klagen darüber, dass sie schlecht schlafen.
Es ist eine hohe Lebenskunst, immer wieder hilfreiche Entscheidungen zu treffen. Dazu kann es sehr helfen, bei Gott abzugeben, was wir nicht selbst in der Hand haben, wie z.B. den Frieden zwischen Russland und der Ukraine. Aber auch aus dem, was ich tagsüber nicht zufriedenstellend erledigen konnte, kann ich ein Gebet machen: „Herr, gib mir morgen mehr Kraft dafür.“ Der Wochenspruch: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft“ ermutigt uns dazu, mit Gott in Kontakt zu bleiben oder wieder neu in Kontakt zu treten, wenn der Gesprächsfaden abgerissen ist.
Auch wenn ich mir Sorgen um bestimmte Menschen mache, tut es gut, einem allmächtigen Gott zu sagen, dass er auf sie aufpassen soll, während ich schlafe. Denn „ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen“. Das gilt auch dann, wenn mir abends noch nachgeht, was ich versäumt oder falsch gemacht habe. Dann tut es erst recht gut, dafür um Vergebung zu bitten, sei es mit eigenen Worten oder mit dem Vaterunser.
Manchmal hält mich aber auch vom Schlafen ab, dass mir einfällt, was ich am nächsten Tag nicht vergessen darf. In diesem Fall stehe ich nochmals kurz auf, schreibe es mir auf und lege mir den Zettel an den Platz, wo ich mein Frühstück zu mir nehmen werde.
Unsere Zeit ist sehr von unrealistischer toller Werbung bestimmt, wo man immer den Eindruck bekommt, wie toll Leben doch sein könnte, wenn man seinem Alltag entfliehen kann. Und dann steht man im Stau auf der Autobahn unterwegs zum Wochenendtrip…
Gott lädt uns dagegen ein, bewusste stille Minuten am Tagesbeginn und Ende wieder zu entdecken, damit wir die anstrengenden Momente oder Stunden dazwischen besser durchhalten. Dazu hilft besonders auch das Danken für gutes Essen mit einem Tischgebet oder der Rückblick auf schöne Begegnungen, die wir im Verlauf des Tages hatten.
Gottesbeziehung und bewusstes Leben lassen sich also wunderbar verbinden! Nehmen Sie die Verbindung zu Gott doch wieder neu auf oder intensivieren Sie sie. Es lohnt sich!
Christina Roth
Prädikantin an der Evang. Auferstehungskirche Lohr und Schulseelsorgerin am Franz Ludwig von Erthal Gymnasium Lohr